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Hypnose und Hypnotherapie in der Palliativmedizin –  W. Schulze

Patienten erleben in der Konfrontation mit lebensbedrohlichen Erkrankungen und besonders auch in der letzten Lebensphase – also der Phase, mit der sich die Palliativmedizin beschäftigt – gehäuft Trance-Zustände. Detaillierte Kenntnisse über die dabei auftretenden Phänomene, z.B. im kognitiven, aber auch im sensorischen Bereich erweisen sich als sehr hilfreich im Umgang mit diesen Patienten. So können z. B. sonst kaum nachvollziehbare Verhaltensweisen durch veränderte Zeitwahrnehmung oder Dissoziation erklärt oder auch negative Auswirkungen durch unbeabsichtigte „Suggestionen“ erkannt und vermieden werden. Als Beispiele sollen ein unsensibles Symptom-Assessment mit Fokussierung auf Defizite und nicht auf Stärken dienen, aber auch der unreflektierte Einsatz von sog. „Phantasiegeschichten“, die z.B. traumatische Erinnerungen aktivieren können. Es werden Kommunikationsformen angeboten, die den Spontan-Trancen Rechnung tragen.

Darüber hinaus ist eine explizite therapeutische Hypnose eine gute Möglichkeit zur Behandlung der typischen in der Palliativmedizin vorkommenden Symptome: Atemnot, Hustenreiz, Übelkeit, Erbrechen, Schmerz, Juckreiz, Fatigue, Angst, Depression. Für die meisten dieser Symptome ist die Wirksamkeit der Hypnotherapie gut belegt, wenn auch meist aus anderen Kontexten. Ein mögliches hypnotherapeutisches Vorgehen gegen diese Symptome im palliativmedizinischen Setting ist das nach Trance-Induktion mögliche Auffinden eines erinnerten Ortes oder Ereignisses, in dem diese Symptome gerade nicht vorkamen. Also ein Ereignis, in dem im Gegenteil das Wohlfühlen in der jeweiligen Modalität vorherrschte (Mobilität, Vitalität, gute Luft, angenehmer Duft, Appetit, Freiheit, Sicherheit etc., also „nice place“ mit spezifischen Eigenschaften). Dieses nicht nur imaginierte, sondern halluzinierte Erleben kann dann eindrucksvolle Effekte auf die Symptomatik und das Vegetativum haben.

Auffällig ist nun, dass die gefundenen bzw. imaginierten Orte oder Ereignisse häufig mit der existenziellen oder spirituellen Thematik des Patienten zu tun haben, auch und gerade wenn diese verdrängt oder aus dem Wachbewusstsein ausgeblendet erschien. Bilder, die „Abschiedsszenen“ thematisieren, Übergang, Generationsfolgen, aber auch Licht, Erlösung, sich zurückziehen auf Beobachterpositionen, oder mit Geburt und Tod zu tun haben, erlauben das Aufgreifen dieser Metaphern und die dann auch bewusste Beschäftigung mit der für diese Lebensphase essenziellen Thematik.

Somit ermöglicht das Ernstnehmen der Symptome und deren hypnotherapeutische Behandlung auch den Patienten, die zunächst nicht offen erscheinen für die Beschäftigung mit dieser Thematik, sich mit Leben, Tod und Sterben auseinanderzusetzen.

Zur symptomorientierten Betreuung der Palliativpatienten mittels Hypnotherapie kommt dadurch die spirituelle Dimension hinzu im Sinne der WHO-Definition „Palliative Care“. Die Darstellung dieser Möglichkeiten expliziter hypnotherapeutischer Vorgehensweisen motiviert zur vertieften Beschäftigung mit und ggf. Ausbildung in Hypnotherapie für die Palliativmedizin.

Seminarleiter:

Dr. Wolfgang Schulze

Dr. med. Wolfgang G. Schulze 

Ärztl. Appr. in Göttingen. In Bayreuth Facharzt für Radiologie, Strahlentherapie (Patent auf Bestrahlungstechnik bei Hirnmetastasen) und Palliativmedizin. Master (DGP) und Train the Trainer-Absolvent (Harvard Univ. Curriculum) Palliative Care. Aufbau der Palliativstation am Klinikum Bayreuth. Kursleiter und Dozent in zahlreichen Palliative-Care-Kursen. Nach Ausbildung in Hypnotherapie bei Dr. B. Peter und Prof. G. Hole Integration der Hypnotherapie in Palliativmedizin und Strahlentherapie. MedHypKompakt-Ausbilder der MEG. Publikationen in Hypnotherapie, Palliativmedizin, Strahlentherapie (Patent), Nuklearmedizin und ihren Schnittstellen. Seit dem Ruhestand noch Tätigkeit in der Speziellen Ambulanten Palliativ-Versorgung (SAPV) und weiterhin als Dozent und Hypnotherapeut tätig.

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